Das aktuelle Energiestudio
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15 Klima der Zukunft – was bedeutet das für unsere Gebäude?
Erleben Sie die 15. Jubiläumsfolge unseres „Aktuellen Energiestudios“ mit dem renommierten Klimawissenschaftler Prof. Dr. Mojib Latif!
Prof. Latif gibt uns einen Einblick in die zukünftigen klimatischen Entwicklungen und macht deutlich, wie gravierend die Auswirkungen von CO2-Emissionen und anderen Treibhausgasen auf das Klima sind und betont ihre entscheidende Rolle trotz ihres geringen Anteils an der Atmosphäre.
Obwohl die Frosttage stetig abnehmen und die Erwärmung weiter steigt, werden wir auch zukünftig Heizungen in Gebäuden benötigen. Doch sowohl im Neubau als auch im Bestand müssen sich die Bauwerke auf neue Anforderungen durch beispielsweise Hitzeperioden und Schlagregen einstellen. Wie gehen wir in Zukunft mit denkmalgeschützten Gebäuden um?
Unser Ziel bei all den Herausforderungen ist es, den Mut nicht zu verlieren und die Chance der Energiewende wahrzunehmen und entsprechend sowohl beim Einfamilienhausbesitzer als auch großen Objekteigentümern zu argumentieren. Die Klimafolgekosten für zukünftige Generationen werden ansonsten bei unzureichenden Anstrengungen weiter steigen.
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Hier finden Sie Publikationen von Prof.Dr. Mojib Latif
email: podcast@den-ev.de
Hallo und herzlich willkommen zu unserer 15. Jubiläumsfolge vom aktuellen Energiestudio, unserem Podcast vom Deutschen Energieberater-Netzwerk. Wir wollen uns heute besonders dem Thema Klimawandel wie entwickelt sich das Wetter, das Klima der Zukunft und was bedeutet das, natürlich auch für unsere Gebäude widmen. Wir freuen uns, dass wir heute einen Gast haben, den sicherlich viele von euch bzw von Ihnen kennen, und zwar Prof Dr Mujib Latif. Viele werden ihn natürlich kennen als ehemaligen Professor vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome und auch Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Herzlich willkommen, Herr Latif.
Speaker 2:Ja, hallo.
Speaker 1:Wir wollen uns heute dem ganzen Thema natürlich Klimawandel widmen. Was bedeutet das auch für unsere Gebäude natürlich? Was müssen wir als Energieberater auch beachten, wir als Energieberater auch beachten? Da würde ich einfach gerne mal von Ihnen wissen wollen wie ist denn die momentane Situation?
Speaker 2:das Thema Klimawandel, temperaturen und so weiter angeht. Ja, wenn wir über Klimawandel sprechen, sprechen wir in erster Linie über die globale Erwärmung, und die schreitet voran, in den letzten Jahrzehnten besonders schnell. Aber das Ganze ist immer noch im Rahmen dessen, was wir schon vor Jahrzehnten berechnet haben. Und die globale Erwärmung hat ganz unterschiedliche Auswirkungen. Natürlich zunächst einmal auf die Temperatur, dass wir also immer heißere Tage bekommen. Selbst in Hamburg, wo ich heute bin, hatten wir schon Temperaturen von 40 Grad, was es noch nie gegeben hat. Vorher, also vor zwei Jahren, hatten wir tatsächlich 40,1 Grad, und wir sehen ja auch weltweit, dass die Hitzerekorde zunehmen. Und auf der anderen Seite haben wir weniger Kälte bei uns in Deutschland.
Speaker 2:Das kann man zum Beispiel sehen, dass die Tage mit Frost deutlich zurückgegangen sind in den letzten Jahrzehnten. Und dann, in einer wärmeren Welt sind einfach auch mehr und heftigere Wetterextreme unterwegs, und auch das spüren wir ja schon längst in den letzten Jahrzehnten. Und als letztes möchte ich ansprechen den Meeresspiegel, denn der steigt eben auch infolge der globalen Erwärmung, zum einen, weil die Ozeane einfach wärmer werden, und jeder Körper, der sich erwärmt, der dehnt sich heraus. Und dann kommt ja noch die Eisschmelze hinzu, die Landeisschmelze, gerade Grönland und die Antarktis, die eben auch die Meeresspiegel noch zusätzlich ansteigen lassen, noch zusätzlich ansteigen lassen, und insofern haben wir hier wirklich eine globale Veränderung mit einer Geschwindigkeit, die wir also seit vielen, vielen Jahrtausenden nicht mehr gesehen haben.
Speaker 1:Der Zusammenhang ist aber schon klar, dass das Thema CO2 dafür verantwortlich ist. Wie ist da die Situation oder was ist vielleicht auch das Besondere mit dem CO2?
Speaker 2:Ja, das ist ja im Prinzip ein ganz alter Hut. Also, das haben ja schon meine Kolleginnen und Kollegen vor über 100 Jahren ausgerechnet. Es ist ein ganz einfacher physikalischer Zusammenhang. Co2 ist ein sogenanntes Treibhausgas. Solche Treibhausgase kommen ohnehin vor in unserer Atmosphäre auf natürliche Art und Weise, und die garantieren einfach und deswegen heißen sie Treibhausgase dass wir so milde Bedingungen auf unserer Erde haben. Die Treibhausgase machen zwar nur deutlich weniger als ein Prozent der Atmosphäre aus, aber sie haben eine unheimlich isolierende Wirkung, und hätten wir sie nicht, hätten wir auf der Erde eine Eiswüste Minus 18 Grad im globalen Durchschnitt. Aber tatsächlich ist unsere Temperatur plus 15 Grad, und jetzt haben wir diesen Treibhausgasen, diesem winzigen Quantum an Treibhausgasen zu verdanken. Und wenn man das einmal verstanden hat, dann weiß man eben auch, dass, wenn sich der Anteil dieser Treibhausgase, selbst wenn es wenig ist, immer weiter erhöht, dann muss es einfach wärmer werden, und genau das passiert. Und deswegen haben wir schon seit weit über 100 Jahren kein Erkenntnisproblem mehr, sondern nur noch ein Umsetzungsproblem.
Speaker 1:Wie gehen Sie damit um, wenn immer wieder solche Fragen kommen wie der Goldstrom, wenn der nun doch abreißt, wird es dann doch wieder kalt? Das begegnet uns natürlich immer wieder, auch so im Gespräch mit Kunden. Wie reagiert man darauf?
Speaker 2:Naja, da ist ein großes Missverständnis, und zwar, dass es kalt wird. Das ist irgendwie geschuldet dem Film The Day After Tomorrow von Roland Emmerich, wo der Gorchstrom gekippt ist und wo dann die Welt in eine Eiszeit fällt. Das passiert nur in Hollywood, aber es wird nicht in der realen Welt passieren, denn der Golfstrom kann kippen, durchaus, vielleicht hat er sich auch schon abgeschwächt. Das wird noch so ein bisschen kontrovers diskutiert in der Wissenschaft, aber er würde ja nur abreißen bei einer massiven globalen Erwärmung. Und man kann jetzt die globale Erwärmung nicht einfach vergessen und sagen, es wird kälter, sondern man muss ja beide Effekte betrachten Auf der einen Seite die Erwärmung durch das Mehr an Treibhausgasen und auf der anderen Seite eben die Abkühlung durch das Abreißen des Goldstroms. Und in unseren Modellen sehen wir und das ist weltweit so in allen Modellen dass tatsächlich die Erwärmung immer noch gewinnt gegenüber der Abkühlung. Also bei uns zum Beispiel in Deutschland hätten wir dann vielleicht eine nicht so starke Erwärmung, als würde netto immer noch eine Erwärmung übrig bleiben.
Speaker 1:dann müssen wir nicht weiter irgendwie darauf hoffen, dass es kälter wird, sondern müssen wirklich langsam uns bewegen. Wie hängt das jetzt aber zusammen mit dem ganzen Thema Überflutung, brände, warum nehmen diese Ereignisse immer weiter zu? mit dem Thema Xima-Wandel?
Speaker 2:Ja, das hat verschiedene Ursachen. Auf der einen Seite wärmere Temperaturen bedeuten und die wärmeren Temperaturen betreffen ja nicht nur die Landregion, sondern auch die Meeresregion bedeuten und die wärmeren Temperaturen betreffen ja nicht nur die Landregion, sondern auch die Meeresregion bedeuten, dass mehr Wasser verdunsten kann. Also von den Ozeanen kann dann mehr Wasser verdunsten, und eine wärmere Luft kann ohnehin mehr Wasser aufnehmen in Form von Wasserdampf, also der gasförmigen Phase des Wassers, die wir nicht sehen können. Aber überall, auch jetzt, wo ich bin, wo Sie sind, ist ja Wasserdampf und so die Luftfeuchtigkeit null, und bei einem Grad Erwärmung kann die Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, und deswegen, wenn die Wetterlage entsprechend ist, kann dann auch mehr Regen fallen. Einfach aufgrund dieses einfachen physikalischen Kurses Gesetz ist, und zusammen mit der höheren Verdunstungsrate, weil sich die Meere so stark erwärmt haben, gibt es dann also mehr Starkniederschläge, und das haben wir ja gerade in den letzten Jahren immer wieder erlebt. Fast jeden Monat gibt es irgendwo diese extremen Niederschläge.
Speaker 2:Inzwischen Bei uns in Europa jedenfalls sehr stark damit zu tun, dass sich das Mittelmeer auch so extrem aufgeheizt hat. Wir hatten ja im Sommer dieses Jahres Temperaturen von um die 30 Grad im Mittelmeer. Das muss man sich mal vorstellen im Gepäck haben, und dann halt je nach Region, wo sie nun gerade längs ziehen, ihre Wasserfracht runterlassen, und das führt dann immer wieder zu Überschwemmungen. Auf der anderen Seite verändern sich auch die Wetterabläufe, und das kann dann eben dazu führen, dass man auch längere Dürrefasen zum Beispiel hat. Es ist ja oft so, so ist das Wetter halt, dass in einer Gegend der Welt das eine ist und in einer anderen Gegend der Welt das andere, weil sie können nicht nur überall Hochs oder Tiefs haben. Das muss sich ausgleichen, und insofern, wenn irgendwo ein Hoch ist, müssen sie auch woanders ein Tief haben. Das ist einfach die Massenverteilung, was diese Hochs und Tiefs darstellen. Und insofern gerät durch die globale Erwärmung praktisch alles durcheinander, was mit Wetter zu tun hat, und deswegen sehen wir eben auch diese ganz unterschiedlichen Auswirkungen. Aber Tatsache ist eben, dass alles extremer wird.
Speaker 1:Und jetzt gesehen auf die politischen Ziele Paris haben wir uns ja eigentlich mal 1,5 Grad maximale Erwärmung vorgenommen. Wo stehen wir da überhaupt?
Speaker 2:Ja, ich habe mich damals gewundert, 2015, dass überhaupt die 1,5 Grad ins Pariser Klimaabkommen gekommen sind. Weil wir mal völlig klar und ich denke mal, den allermeisten Kolleginnen und Kollegen war das auch klar dass wir die 1,5 Grad nicht halten können. Und das facto, obwohl die Politik es nicht zugibt, haben wir mal über 20 Jahre ja, und das ist noch nicht der Fall. Aber wenn wir uns mal ansehen, den Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024, waren alle Monate schon über 1,5 Grad zu warm gegenüber der vorindustriellen Zeit. Darauf bezieht sich das immer, und die vorindustrielle Zeit ist 1850 bis 1900, also der Mittelwert. Deswegen geht es jetzt eigentlich nur noch darum, wirklich unter den zwei Grad zu bleiben. Ich nehme für mich jetzt mal in Anspruch, dass ich sage, alles, was unter zwei Grad ist, obwohl es im Pariser Klimaabkommen deutlich unter zwei Grad heißt. Aber alles, was unter zwei Grad ist, würde ich dann noch im Rahmen des Pariser Klimaabkommens sehen. Aber selbst das ist eine gigantische Herausforderung, weil wir kratzen jetzt schon in einigen Monaten schon ganz dicht an den zwei Grad.
Speaker 1:Okay, also ganz klar Situation erschreckend. Man muss unbedingt was tun. Wir als Energieberater sind ja letztendlich bei den Kunden vor Ort. Wir versuchen zu überzeugen, erneuerbare Energien einzubringen, gebäude zu dämmen. Was bedeutet denn das jetzt konkret für die Gebäude? auch im Winter Wird es weiter so kalt sein, oder wie wird sich das ganze Klima dann auch in Zukunft entwickeln?
Speaker 2:Wir haben zwar die stärkste Erwärmung in der Nordpolarregion, in der Arktis, aber da wird es natürlich kalt bleiben. Selbst wenn es drei, vier Grad wärmer wird, dann wird es dort im Winter extrem kalt. Das heißt also, solche Phasen werden zwar weniger werden, aber sie werden noch vorkommen. Das heißt also, wir können nicht davon ausgehen, dass bei weiter voranschreitender globalen Erwärmung es überhaupt keine Kältephasen mehr gibt. Die werden nur halt seltener, und deswegen müssen Gebäude sich tatsächlich immer noch auf Frost einstellen müssen, denn sie werden nicht ganz aufhören, selbst wenn es nur, sagen wir mal, eine Woche pro Winter ist. Ja, da muss man sich ja trotzdem darauf eben vorbereiten. Also, man muss auf jeden Fall eine Heizung haben, um dann im Falle eines Falles auch wirklich mal heizen zu können.
Speaker 1:Okay, also müssen wir weiter rechnen und weiter letztendlich Kunden beraten. Wie sieht es mit dem Thema Schlagring? Sie hatten es vorhin schon erwähnt, dass diese Regenereignisse auch zunehmen, gerade bei jetzt denkmalgeschützten Gebäuden. Wenn wir beim Thema Innendämmung unterwegs sind, ist das etwas, was uns natürlich auch betrifft, wo wir aufpassen müssen. Wie viel Schlagring kommt in die Fassaden rein? Welche Situationen werden wir da haben?
Speaker 2:Ja, starkregenereignisse werden weiter zunehmen. Ich gehe davon aus, dass sie sich auch noch mal intensivieren werden, weil je mehr sich die Temperaturen erhöhen, umso stärker werden die Niederschläge. Und da muss man dann mal sehen, wie man zum Beispiel mit Fragen des Denkmalschutzes umgeht, denn der Denkmalschutz ist natürlich entwickelt worden zu einer Zeit, wo der Klimawandel noch keine große Rolle gespielt hat. Aber jetzt muss man abwägen was will man eigentlich? Will man Denkmalschutz, oder will man die Gebäude vielleicht eher dann relativ unbeschadet lassen?
Speaker 2:Und deswegen, glaube ich, müssen wir uns anpassen. Und anpassen heißt eben nicht nur in dem Sinne, dass wir sozusagen versuchen, dass man nicht so viele Hochwasserereignisse hat, zum Beispiel, indem man nicht so dicht mehr an den oder Hochwasserschäden hat, zum Beispiel, dass man nicht mehr so dicht an Flüssen oder Bächen baut, sondern es müssen auch alle Bestimmungen und Regelungen müssen auf den Prüfstand, und auch der Denkmalschutz muss auf den Prüfstand, weil es nutzt mit Denkmalschutz, wenn am Ende des Tages das Wasser meterhoch in Gebäuden steht. Und da, glaube ich, braucht man einfach einen runden Tisch zwischen den verschiedenen Akteuren, und ich bin sehr für Denkmalschutz. Aber ja, denkmalschutz muss jetzt in einer sich verändernden Welt auch seine Grenzen haben.
Speaker 1:Und auf jeden Fall die Gebäude am Ende müssen langfristig nutzbar sein. Dann nützt mir auch der beste Denkmalschutz nicht. Die Diskussion haben wir leider jeden Tag auf den Baustellen. Aber da bin ich absolut bei Ihnen, da muss definitiv etwas passieren. Das eine Thema ist ja der Winter, das andere Thema, was wir bei den Gebäuden leider noch viel zu wenig betrachten, ist das Thema Sommer. Was bedeutet Klimawandel im Sommer? Was ist jetzt vielleicht auch gesundheitlich für die Menschen wichtig und für die Gebäude dann natürlich auch?
Speaker 2:Die Weltgesundheitsorganisation hat vor einigen Jahren in einem offenen Brief vor einer Weltklimakonferenz davor gewarnt, dass ein unbegrenzter Klimawandel die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit ist. Und das kann man auch ganz einfach verstehen. Bei Temperaturen von deutlich über 30 Grad funktioniert der menschliche Organismus schon nicht mehr so gut. Es sind natürlich immer die Schwachen, die dann zuallererst betroffen sind Kranke Menschen und vor allen Dingen auch ältere Menschen. Erst betroffen sind kranke Menschen und vor allen Dingen auch ältere Menschen, Und deswegen müssen Gebäude natürlich auch hitzeresistenter werden. Und wie man das macht, das muss man dann halt sehen.
Speaker 2:Aber wir wissen ja aus der Vergangenheit, dass Gebäude durchaus so gebaut wurden, dass sie im Winter nicht zu kalt wurden und dass sie im Sommer nicht zu warm wurden. Und ich glaube, da können wir eine kleine Anleihe sozusagen aus der Vergangenheit unserer Vorfahren machen und vielleicht die eine oder andere bauliche Maßnahme dann auch übernehmen. Aber klar, wir werden natürlich auch Fragen der technischen Kühlung aufgreifen müssen. Also Stichwort Klimaanlagen. Und das Ganze muss dann aber natürlich, soweit es geht, so energieeffizient sein wie möglich. Und da kommen natürlich auch wieder die erneuerbaren Energien ins Spiel, Denn langfristig müssen wir ohnehin unseren Energiebedarf über erneuerbare Energien decken. Und das betrifft natürlich alles. Es betrifft Heizung, es betrifft Kühlung, es betrifft unseren ganzen Stromverbrauch, alles, was mit Gebäuden zu tun hat, und natürlich auch was den Verkehr betrifft.
Speaker 1:Ja, also gerade wir hatten auch eine Folge nur zum Thema klimagerechte Gebäude der Zukunft. Uns muss natürlich klar sein wenn wir weiter die großen Glaspaläste bauen, müssen wir die auch kühlen, und da kann man natürlich schon bei der Erstellung von Gebäuden letztendlich berücksichtigen, welcher Energiebedarf sie in Zukunft treffen wird. Also gerade dieses Thema Kühlung vergleiche ich ja mal so mit dem Frosch, der in seinem Topf sitzt, immer so mit dem Frosch, der in seinem Topf sitzt. Wir haben schon ein Abwärmeproblem in letztendlich oder ein Wärmeproblem in Städten. Jetzt haben noch alle Klimaanlagen, es wird noch wärmer. Das wird uns natürlich grundsätzlich nicht unbedingt letztendlich weiterhelfen. Was ist vielleicht auch so? Städte sind ja nochmal besonders gefährdet beim Sommer. Was ist da die Problematik?
Speaker 2:Ja, es gibt den sogenannten Wärmeinsel-Effekt. Die Städte sind hier sehr stark verdichtet, es gibt sehr viel Beton, sehr viel Versiegelung, und deswegen heizen sich die Städte extrem auf im Vergleich zum Umland. Wenn man sich Messungen mal ansieht, so einen Querschnitt durch eine Großstadt beispielsweise, dann sieht man zum Teil Temperaturunterschiede von bis zu 10 Grad. So in der Peripherie, wo es Grün gibt, wo es vielleicht ein bisschen Wasser gibt und so weiter, sind die Temperaturen deutlich niedriger als im Kern der Stadt, in den Innenstädten, und da muss man handeln. Das heißt also, wir brauchen mehr Grün in den Städten, wir brauchen mehr Wasserflächen in den Städten, und wir müssen eben tatsächlich auch die Versiegelung zurückbauen, weil das wäre ja auch Hochwasserschutz.
Speaker 2:Bei Starkregen kann das Wasser ja nicht mehr einsickern, und deswegen fließt es oberflächlich ab, und deswegen kommt es immer wieder zu diesen extremen Überschwemmungen, selbst dort, wo es bisher noch nie Überschwemmungen gegeben hat. Und da muss man sich dann auch überlegen, ob man nicht auch die Häuser so gestalten kann, dass sie einen gewissen Verzögerungseffekt verursachen, zum Beispiel durch die Begrünung von Dächern. Dann würde der Regen erstmal ein Stück weit jedenfalls aufgefangen werden, bevor er dann auf die Erde kommt, jedenfalls aufgefangen werden, bevor er dann auf die Erde kommt, und insofern könnte man dadurch eben auch versuchen, etwas für den Hochwasserschutz zu tun.
Speaker 1:Und was ist aus Ihrer Sicht letztendlich so der Plan für die Zukunft, vielleicht auch durchaus auf Gebäude bezogen? Was müssen wir aus Ihrer Sicht einfach tun, damit wir in Zukunft einfach diesen Thematiken besser begegnen können?
Speaker 2:Ja, da gibt es unterschiedliche Dinge. Zum einen Gebäude sind ja immer noch einer der großen Energieverbraucher, und je nach Rechnung verursachen Gebäude so ungefähr 30 Prozent des CO2-Ausstoßes bei uns. Das heißt, da müssen wir auf jeden Fall ran des CO2-Ausstoßes bei uns. Das heißt, da müssen wir auf jeden Fall ran. Wenn wir bis 2045 klimaneutral sein wollen, ist natürlich der Gebäudebereich ein ganz, ganz wichtiger Bereich, und dann müssen wir eben die Gebäude auch so gestalten, dass wir besser mit Extremwetter umgehen können, dass die Gebäude besser funktionieren, auch wenn das Wetter extrem ist. Wir haben angesprochen die Temperaturen. Also, sie müssen nach wie vor in der Lage sein, extrem kalte Temperaturen auszuhalten, auch wenn die häufiger kommen.
Speaker 2:Sie müssen vor allen Dingen in der Lage sein, extrem warme Temperaturen auszuhalten, und sie müssen gleichzeitig resistent sein gegenüber Starkwind zum Beispiel, gegenüber extreme Regenfälle, und am Ende des Tages müssen sie auch ein guter Energiedieferant sein. Es gibt ja so viele Möglichkeiten, an Gebäuden Energie zu erzeugen, und da stehen wir ja erst ganz am Anfang, und gerade die öffentlichen Gebäude sind ja noch so ein bisschen stiefmütterlich unterwegs. Es gibt nur ganz, ganz wenige öffentliche Gebäude, die überhaupt Solardächer haben und selbst Energie produzieren. Und ich glaube, da haben wir noch eine Riesenherausforderung, aber auch noch eine Riesenchance, um erneuerbare Energie zu erzeugen, weil erneuerbare Energie ist ja da vor allen Dingen gut, wo sie dezentral genutzt wird, wenn man die Energie dort nutzt, wo sie anfällt. Das ist sozusagen, wo die erneuerbaren Energien all ihre Stärken wirklich ausspielen können. Aber im Moment sind wir immer noch so ein bisschen in Richtung zentrale Energieversorgung unterwegs, und das muss sich langfristig ändern.
Speaker 1:Auf jeden Fall. Da diskutieren wir ja letztendlich auch immer wieder mit Eigentümern, und die Solaranlage, die PV-Anlage auf dem Dach ist etwas, was immer als erstes kommt, was gerne viele umsetzen wollen. Was entgegnen Sie dann? Menschen Das ist natürlich ein Thema, was uns auch immer wieder betrifft Die sagen, das ist aber alles zu teuer, wir können uns das nicht leisten. Wie kann man da argumentieren? Warum müssen wir es letztendlich schaffen?
Speaker 2:Ja, wenn wir es nicht tun, wird es noch viel teurer. Das ist sozusagen die Quintessenz dessen, und es geht ja auch um Verantwortung. Also, ich begegne auch immer wieder vielen Menschen, die sagen nee, das rechnet sich nicht für mich, und das sind ja meistens ältere Menschen. Dann frage ich immer habt ihr keine Kinder, habt ihr keine Enkel? Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, dass man so ein bisschen auch an die Generationengerechtigkeit appelliert. Und klar, ich verstehe auch, wenn man wenig Geld hat, ein altes Haus besitzt, was ja oft im ländlichen Raum auch der Fall ist. Aber da müssen dann natürlich auch die staatlichen Förderinstrumente so sein, dass sich das dann nicht nur die Reichen leisten können, sondern dass sich das jeder Mann und jede Frau auch leisten kann.
Speaker 2:Und da, finde ich, passiert immer noch viel zu wenig, denn es geht ja letzten Endes auch um soziale Gerechtigkeit. Also, klimaschutz darf nicht nur was für Reiche sein, sondern muss etwas für alle sein. Und deswegen sage ich immer Klimaschutz muss Spaß bringen. Und Spaß bringen heißt letzten Endes auch, dass man in gewisser Weise davon profitiert, oder wenn man nicht profitiert, dass man zumindest nicht über Gebühr belastet wird.
Speaker 1:Preis in Deutschland, wenn man sich Untersuchungen vom Umweltbundesamt anschaut. Je nachdem, wer in Zukunft belastet wird, sind wir bei mehreren 100 Euro. Wäre das vielleicht irgendwie ein Schritt, dieses Thema soziale Gerechtigkeit mehr in die Gesellschaft zu bringen?
Speaker 2:Ja, man kann in andere Länder schauen. In Schweden zum Beispiel ist der CO2-Preis schon über 100 Euro pro Tonne. Das hat auch keine großen Verwerfungen verursacht, weil die Menschen sehen, wo das Geld bleibt. Bei uns sehen die Menschen nicht, wo das Geld bleibt. Irgendwie hat man das Gefühl, man zahlt, und dann versickert das Geld im Staatshaushalt, und keiner weiß so genau, wo steckt das jetzt eigentlich. Und ich glaube, da muss man offensiver ran. Wenn man den Menschen erklärt wir sanieren hier die Schulen mal, also ein ganz großes Problem, ja, bei uns in Deutschland, wir investieren in die Bildung, auch eine Baustelle bei uns in Deutschland. Ich glaube, dann wäre die Akzeptanz auch höher. Aber die Menschen haben im Moment das Gefühl und das ist ja eine riesige Herausforderung im Moment dass sie Klimaschutz ablehnen, weil sie das Gefühl haben, sie werden nur abgezockt und dann verärgert.
Speaker 2:Auf der einen Seite sagt man ihnen wir entlasten euch, und dann kommt die Belastung. Aber die Entlastung kommt nicht. Und ich glaube, gerade so ein Klimageld wäre schon etwas, was uns Menschen vielleicht auch Spaß macht, weil dann hat man selbst in der Hand, wie viel haben wir am Ende des Jahres noch übrig, und dann kommt man in so einen kleinen Wettbewerb. Ich weiß, dass so viele Leute, die eine Solaranlage haben, die gucken fast stündlich auf ihre Anlage und gucken, wie viel haben sie denn nun wirklich da produziert. Also da kommt dann so ein bisschen der Spieltrieb auch rein, und ich glaube, nur so kann es auch funktionieren, auch mit den Smart Homes. Also da ist schon ewig reden wir darüber, dass die Haushalte digitalisiert werden müssten, dass man Geräte dann anstellt, wenn der Strom billig ist. Also all diese Geschichten sind ja keine technologischen Herausforderungen, sondern sie sind machbar, aber wir kommen einfach nicht in die Implementierung.
Speaker 1:Ja, das wird in Zukunft auf jeden Fall passieren, flexible Stromtarife, dass wir wirklich Speicher unser Haus nutzen. Aber ich bin absolut bei Ihnen. Auch wir haben begeisterte Kunden, die in ihren Apps nach ihren Kilowattstunden der PV-Anlage schauen. Wir müssen, glaube ich, das Positive mehr in den Vordergrund stellen. Vielleicht noch ein Argument, womit wir auch immer wieder zu kämpfen haben aber Deutschland ist ja so klein und in der Welt, was können wir da entgegnen, was kann man da machen?
Speaker 2:Auf der einen Seite stimmt es, deutschland hat nur zwei Prozent Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen. Aber die globale Erwärmung, die wir heute messen, ist nicht das Resultat der aktuellen Emissionen, sondern das Resultat der sogenannten kumulierten Emissionen, und da ist Deutschland ziemlich weit oben. Also, ich glaube, wir sind auf Platz 5 oder Platz 6 der Hitliste, weil wir stoßen eben schon sehr, sehr lange CO2 aus, und dieses CO2, das ist die Crux hat eine unglaublich lange Verweildauer in der Atmosphäre, von Jahrhunderten bis Jahrtausenden. Das heißt, alles, was unsere Eltern, unsere Großeltern in die Luft geblasen haben, es noch in der Atmosphäre. Und andere Länder, die fangen jetzt erst an oder haben noch gar nicht angefangen, und man kann natürlich schlecht mit dem Finger auf die zeigen, und auch hier ist es wieder eine Frage der Gerechtigkeit. Also, die Industrieländer sind hauptverantwortlich für die globale Erwärmung, und deswegen stehen sie meiner Meinung nach auch in der Pflicht, voranzugehen beim Klimaschutz. Das ist das eine. Das andere ist der Pro-Kopf-Ausstoß. Wenn wir uns mal ansehen bei uns in Deutschland liegt der Pro-Kopf-Ausstoß, je nachdem, wie man es rechnet, bei ungefähr 8 Tonnen pro Jahr. 8 Tonnen pro Jahr.
Speaker 2:In Indien sind es knapp 2 Tonnen pro Jahr. Indien ist das bevölkerungsreichste Land der Welt inzwischen mit deutlich mehr als einer Milliarde Menschen. Was ist denn jetzt die Konsequenz, dass alle Inder und alle Inderinnen auch auf Acht gehen, oder ob wir nicht doch lieber ein bisschen runter gehen? Auch hier sehen wir wieder es ist eine Frage der Verantwortung auf der internationalen Bühne. Wir können uns nicht hinstellen auf der internationalen Bühne bei den Weltklimakonferenzen und sagen, wir brauchen mehr Klimaschutz, und alle Länder müssen mitmachen, wenn wir als ganz, ganz reiches Land unsere eigenen Klimaziele nicht erfüllen. Wir haben uns ja nun mal verpflichtet, im Rahmen des Pariser Klimaabkommens, bestimmte Dinge zu tun. Wir haben uns verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden, und im Moment ist ja die Tendenz ein bisschen rückwärts gewandt. Dann können wir nicht einfach in Kauf nehmen, dass wir diese Klimaziele reißen, unsere eigenen Klimaziele, weil das wäre ein verheerendes Signal in den Rest der Welt.
Speaker 1:Und zumal man ja auch sehen kann. Ich sage immer, wenn wir es nicht schaffen, wer soll es dann schaffen? Wenn wir natürlich auch gutes Vorbild sind, technologien, anwendungen exportieren, unser Wissen exportieren können. Auch das hilft natürlich insgesamt auch durchaus.
Speaker 2:Vielleicht der wirtschaftliche Aspekt, der sehr oft nicht gesehen wird es wird immer so als Last gesehen, aber nicht auch als Chance, die es ja auf jeden Fall genauso ist. Ja genau, wir sehen es ja gerade bei der Automobilindustrie. Also, ich habe schon seit vielen, vielen Jahren darauf hingewiesen, auch in meinen Büchern, dass ich große Angst habe um die deutsche Automobilindustrie, weil sie sich einfach nicht bewegt, weil sie an den Verbrennermotoren festhält. Und wir sehen jetzt, in welche Lage man kommt, wenn man zu spät kommt, und wir sind zu spät. Und diese ganze Diskussion um Technologieoffenheit, alternative Kraftstoffe und so weiter ist eine Scheindiskussion. Wir erleben das doch gerade. Der große Absatzmarkt in China beispielsweise und so weiter, das ist eine Scheindiskussion, wir erleben das doch gerade.
Speaker 2:Der große Absatzmarkt in China beispielsweise, da können sie kaum noch einen Verbrenner zulassen, da gibt es noch ganz wenige Zulassungen für Verbrennerautos. Was will denn die deutsche Automobilindustrie machen, wenn in China keine Verbrenner mehr zugelassen werden? Ich verstehe diese kurzfristige Denkweise nicht, und jetzt kommen wir langsam an die Grenzen, und ich fürchte, dass es vielleicht schon zu spät sein könnte. Und leider haben die Verantwortlichen in der Automobilindustrie viel zu spät gemerkt, dass sie den Anschluss verlieren, wird gemerkt, dass sie den Anschluss verlieren, und wir haben ja in vielen Bereichen in Deutschland den Anschluss verloren. Das gilt ja auch für die Digitalisierung. Das gilt für die künstliche Intelligenz.
Speaker 1:Das sind ja alles Dinge, die wir auch für die Gebäude brauchen, das auf jeden Fall. Und was würden Sie jetzt so einem Energieberater, der bei den alten Menschen vielleicht oder den älteren Menschen steht, dem raten soll, die alte Ölheizung ist kaputt, was machen wir jetzt? Vielleicht auch natürlich mit hohen Kosten verbunden, was würden Sie dem mitgeben? Wie soll der argumentieren, noch vielleicht gegenüber Menschen?
Speaker 2:Naja, immer ehrlich natürlich. Aber soweit ich weiß, ist das Heizungsgesetz besser als sein Ruf. Es ist natürlich total zerredet worden, auch von bestimmten Interessengruppen, das muss man auch sagen. aber ohne dass ich jetzt im Detail im Heizungsgesetz drinne stecke es gibt schon erhebliche Förderungen, also zumindest für Menschen, die wenig Geld haben. Dann muss man es einfach mal ausrechnen, und dann ist es aber nicht so, dass man auf einmal irgendwie 100.000 Euro auf den Tisch des Hauses legen muss, sondern deutlich weniger, und ich weiß, wie die Verunsicherung ist. Als es die Diskussion um das Heizungssatz ging, habe ich sogar Anrufe bekommen obwohl ich damit ja gar nichts zu tun habe von besorgten Bürgerinnen und Bürgern, wie sie das denn jetzt machen sollen.
Speaker 2:Letztes Jahr also 2023, haben die mich dann angerufen was soll ich machen? Wie soll ich denn jetzt am 01.01.2024, wo soll ich jetzt 60.000 Euro hernehmen? Das kann ich doch gar nicht, und das war wirklich eine Kampagne, zum Teil eine Fehlinformationskampagne, und deswegen muss man sich einfach nochmal genau die Dinge ansehen, was muss man wirklich zahlen, und dann muss man auf der Basis dessen wirklich entscheiden. Und ich finde, auch die Verantwortung und viele ältere Menschen wollen auch gerne die Verantwortung für ihre Kinder und Enkel wahrnehmen dieser Aspekt ist schon wichtig, und ich glaube, man sollte nicht nur den finanziellen Aspekt in Entforderung stellen.
Speaker 1:Genau auch immer mein Argument die Einbauküche muss sich auch nicht amortisieren. Warum muss es dann immer unbedingt alles andere im energetischen Bereich? Okay, vielen Dank. Ich denke, wir haben ganz viele wichtige Themen für die Energieberater auch besprochen. Ich würde Ihnen natürlich gern das Schlusswort überlassen. Danke Ihnen auf jeden Fall für die vielen Ausführungen und hoffe, vielleicht sieht man oder hört man sich auch mal wieder.
Speaker 2:Ja, genau. Also ich hoffe, dass wir auf jeden Fall die Energiewende hinbekommen. Im Prinzip haben wir ja alles in der Hand. Wir haben die Energie, also die erneuerbare Energie, wir wissen, wie man sie nutzen kann, und das Geld haben wir auch. Also Geld ist im Überfluss da, aber es ist nur falsch verteilt.
Speaker 1:Sehr gut, dann müssen wir nur loslegen. Vielen Dank, Sehr gerne werden wir euch auch dieses Mal weiterführende Informationen in die Shownotes packen. Also schaut einfach auf den Webseiten nach. Welche Bücher helfen euch vielleicht weiter, welche Bücher sind interessant, auch von Professor Dr Moti Plativ. Wir hoffen, dass ihr wieder einiges aus der Folge mitgenommen habt, auch für die tägliche Argumentation beim Kunden. Wir freuen uns natürlich, wenn ihr uns eine gute Bewertung auf den bekannten Streamingportalen da lasst. Und wenn ihr Fragen habt, vorschläge, was können wir als nächstes Thema in unserer nächsten Podcast-Folge behandeln, dann schreibt uns doch gerne an podcastden-evde. Bis zum nächsten Mal.